Archiv für den Monat August 2020

Zwei Jahre später

Jura als Hobby studieren… klang wie eine mega Idee. Ist es auch. Aber eben gar nicht so einfach.
In den letzten zwei Jahren habe ich alles erlebt. Von Semestern in denen ich aufgrund meines Berufs so gut wie gar nicht studiert habe, bis hin zum letzten Semester, in dem ich erstmals wieder die normalen 30 ECTS geschafft habe.

Jura ist ein Handwerk. So viel habe ich inzwischen begriffen. Gerade die Prüfungen haben ein sehr handwerkliches Element. Man kann sich in schönen Theorien ergehen und über komplexe Argumente philosophieren aber im Kern geht es darum, eine saubere Klausurtechnik zu zeigen und die grundlegenden Probleme eines Fachs zu verstehen. Ich bin inzwischen zum Beispiel dazu übergegangen, die Skripte der Fernuni nur zu überfliegen und direkt mit Fällen zu lernen.
Vielleicht braucht man Theorie und Lehrbuch um ein guter Jurist zu werden und vielleicht werde ich in der Examensvorbereitung all das nacharbeiten müssen, aber für ein erfolgreiches Studium ist der Fall wesentlich wichtiger als das Lehrbuch oder die Vorlesung.

Mit der Einstellung habe ich mich immerhin soweit vorgekämpft, dass der Bachelorabschluss und danach auch das Staatsexamen in greifbare Nähe gerückt ist. Dabei habe ich meine Prüfungen konstant in den oberen 5-10% abgelegt (schlechteste war Top 25%).

Trotzdem würde ich sagen, dass Jura sich in den ersten Jahren nicht sonderlich gut als Hobby eignet. Klar, nachdem man die Grundlagen raus hat und sich auf das wesentliche beschränkt, kann man sich ganz gut durch die Klausuren „durchmogeln“ indem man direkt am Fall und eben nur für die Klausur lernt. Trotzdem bleibt das echt unbefriedigend und ich habe erst im letzten Jahr so richtig den Spaß an der Sache wiedergefunden als ich unverhofft ein bisschen Zeit hatte und mich mal so richtig tiefgründig mit einer Hausarbeit befassen konnte.

Ich mag Strafrecht jetzt nicht so mega gerne aber die Strafrechts Hausarbeit hat mir echt den Spaß an Jura wiedergegeben. Das tagelange tüfteln an Argumenten, das intensive Arbeiten mit der Literatur und der Rechtsprechung, das begeisterte „abnerden“ über den Fall mit Freunden, all das macht am Ende des Tages eben den Reiz eines Jurastudiums aus und all das geht verloren, wenn man das Ding halt nebenberuflich „wegkloppt“.
Und so würde ich jedem, der sich für dieses Studium interessiert empfehlen, zumindest ein oder zwei mal im Grundstudium ein „Jura Sabbatical“ einzuplanen. Einen längeren Urlaub (2-3 Wochen) in dem man sich komplett vom Beruf verabschiedet und mal wirklich in der Bib sitzt und studiert.
Ansonsten ist das Ganze halt echt ein bisschen dröge als Hobby.