Neues Semester, alte Fehler

Jedes Semester der selbe Mist. Ich nehme mir vor, die Skripte einfach links liegen zu lassen und nur noch mit Kurzzusammenfassungen und Klausurbüchern zu lernen aber ich mache es einfach nicht. In der Vergangenheit hatte das nicht selten zur Folge, dass ich erst wenige Tage vor der Klausur mit dem Skript fertig war.

In diesem Post teile ich mal meinen Gedankengang bei dem Versuch, dieses Problem zu lösen:

Zuerst einmal ein Geständnis. Ich weiß, dass es eigentlich die ineffektivste Art ist, Jura zu lernen und trotzdem habe ich dieses Semester wieder Skripte gelesen wie ein Großer. Ich muss mir einfach eingestehen, ich kann nicht anders.
Ich habe Kursunterlagen FOMO.
Wenn ich die Unterlagen nicht wenigstens einmal durchgearbeitet habe, dann habe ich irgendwie Schuldgefühle. Also musste eine Lösung her, um zu verhindern, dass meine Zwangsstörung mir das Semester ruiniert.

Fest steht, es sind insgesamt 1.800 Seiten Skript zu verarbeiten und ich weiß, dass ich damit erst anfange, wenn ich echte Zeitnot habe (mit einem Podcast und einem 65 Stunden die Woche Unternehmensberater Job ist einfach sonst immer alles wichtiger als das Hobbystudium).

Überhaupt geht bei mir alles nur über Zeitdruck. Also versuche ich dieses Semester, meine Angst davor, die Skripte nicht alle gelesen zu haben, für mich arbeiten zu lassen.
Ich habe mir also diesmal eine harte Deadline gesetzt. Bis 20. Februar will ich die 1.800 Seiten durchgearbeitet haben. Alles was danach kommt wird nicht mehr gelesen. Das sollte ausreichen, um ein bisschen Druck auf den Kessel zu bekommen.

Bisher sieht es auch so aus als würde es knapp werden. Ich habe im Dezember so richtig angefangen konsequent jeden Abend ein paar Seiten durchzuarbeiten und komme aktuell auf einen Tagesschnitt von 16 Seiten. Das bedeutet, ich würde bis Mitte Februar 610 Seiten zu wenig auf dem Zähler haben.

Gar nicht mal so gut.

Um dennoch ins Ziel zu kommen muss mein Leseoutput auf 50 Seiten pro Tag hochgeschraubt werden. Das geht eigentlich nur, indem ich mehr Zeit fürs Skripte lesen finde. Für 50 Seiten brauche ich ca. 50 Minuten netto. Die Betonung liegt hier auf netto. Nach einem langen Tag auf der Arbeit ist der Drang zum prokrastinieren einfach sehr groß, sodass ich oft mehr als das doppelte der normalen Zeit brauche.
Für dieses Problem gibt es keine richtig gute aber ein Haufen schlechte Lösungen die zusammen dann doch einigermaßen funktionieren:

  1. Tracken und nachverfolgen: Wie viel Zeit konnte ich pro Tag für die Uni blocken? Wie viele Seiten habe ich pro Minute geschafft. Sobald man anfängt etwas zu messen richtet sich die Aufmerksamkeit auch auf die Verbesserung der gemessenen Kennzahl. Andersrum ist es schwer etwas nachhaltig zu verbessern wenn man seine Erfolge nicht dokumentiert.
  2. Schneller Lesen: Es klingt komisch aber diese ganzen Schnellesetechniken haben einen Vorteil: Sie zwingen zu einem höheren Aktivierungslevel und vermeiden das passive lesen (oder eben nicht-lesen) das sich sonst gerne mal einstellt. Für den Anfang reicht es sich einen Stift zu schnappen und das Auge damit entlang des Textes zu führen. Dabei kann man dann immer schneller werden solange, bis man dem Text wirklich gar nicht mehr Folgen kann.
  3. Wachmacher: Nein, keine Drogen, sondern Atemübungen/Meditation sind der beste Weg um Abends um halb 10 im Hotel nochmal die notwendige Wachheit und Konzentration für 55 Seiten internationales Privatrecht aufzubringen. Klingt zwar esoterisch, ist aber wissenschaftlich gut belegt.

Bonustip: Studien belegen gut, dass sog. „active recall“ den Lernprozess deutlich verbessert. Das funktioniert so, dass man sich mit einem leeren Blatt Papier (oder einer leeren Seite in Word) hinsetzt und alles in Stichpunkten aufschreibt, was man in den letzten Tagen gelernt hat. Dabei ist es extrem wichtig, ganz früh im Lernprozess damit anzufangen. Die meisten (mich eingeschlossen) haben nämlich ein großes Problem, wir drücken uns vor der „Prüfungssituation“/dem Abrufen von Wissen so lange, bis wir glauben, es zu „können“. Dabei ist der Nutzen von aktivem Erinnern gerade auch in der frühen Phase des Lernprozesses sinnvoll, um neues Wissen zu strukturieren und zu Verknüpfen. Ich male mir zum Beispiel in sehr langweiligen Meetings oder in der Mittagspause ganz nebenbei eine kleine Mindmap auf und schreibe alles darein, was ich in den letzten Tagen so gelesen habe.

So… Das war mal ein Zwischenbericht zu meinem Semester und ich hoffe, das der nicht zu taktisch war. Wenn solche Lerntechniken und Routinen interessant sind, kann ich dazu auch gerne nochmal einen gesonderten Post machen. Ansonsten setz ich mich jetzt erstmal wieder an die Skripte 😉

2 Gedanken zu „Neues Semester, alte Fehler

Hinterlasse einen Kommentar